Freistaat Flaschenhals
Zu verdanken hatten die Lorcher dies einem Zufall bei der Vergabe der damaligen Besatzungszonen durch die Siegermächte. Diese hatten von Koblenz und Mainz als Mittelpunkt, mittels eines Zirkelschlags (Kreis) ihre Besatzungsgebiete festgelegt. Die Mainzer Linie endete oberhalb von Lorch am Bodental und die Koblenzer Linie unterhalb der Stadt. Die beiden Linien berührten sich nicht. Das ausgesparte Gebiet um Lorch und dem Hinterland blieben außerhalb der besetzten Zone und bildete ein flaschenhalsähnliches Gebilde.
Die Lorcher gaben diesem Gebiet den Namen "Freistaat Flaschenhals".

Nach dem Krieg herrschte überall große Not im Land und in den besetzten - kontrollierten - Gebieten war kein Schwarzhandel möglich. Da sich für den "Flaschenhals" niemand zuständig fühlte, wurden in Lorch ganze Schiffsladungen notwendiger Güter an Land gebracht. Limburg war zu dem damaligen Zeitpunkt der für Lorch zuständige Güterbahnhof, und ganze Wagenkolonnen wurden - vor allem nachts - durch den Flaschenhals nach Limburg gebracht, verladen und dorthin gebracht, wo die Not in den unbesetzten Gebieten am größten war.

· "Nirgends ist es schöner als in dem Freistaat Flaschenhals": · "Als der Franzmann zog zum Rhein, ging vom Nollig viel Gestein". · "In Lorch am Rhein, da klingt der Becher, denn Lorcher Wein ist Sorgenbrecher". · "Hätt Adam Lorcher Wein besessen, hätt er den Apfel nicht gegessen, es hätte dieser Rebensaft gen Evas List ihn taub gemacht".
Als dann die Ruhr besetzt wurde, war es mit dem Freistaat vorbei, Lorch wurde in die Besatzungszone mit einbezogen, und die Transportwege waren unterbrochen. Am 25. Mai 1923 zogen dann französische Truppen in Lorch ein und verlangten Quartier und Verpflegung. Viele Lorcher Bürger verweigerten dies, was eine Reihe von Disziplinarmaßnahmen und Verhaftungen zur Folge hatte.
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