Pressemitteilung des Rheingau-Taunus-Kreises

Digital, flexibel, regional vernetzt: Nahverkehrsplan stellt unter schwierigen Rahmenbedingungen die ÖPNV-Weichen auf Zukunft


  • Nahverkehrsplan 2025-2030 für den RTK und Wiesbaden wurde einstimmig im Kreistag beschlossen
  • Datenbasierte Planung soll Fahrtzeiten verkürzen, Anschlüsse optimieren und Attraktivität steigern
  • Gesetzliche Vorgaben und steigende Betriebskosten beeinflussen Entwicklung des ÖPNV gleichzeitig ebenfalls stark

Der Nahverkehrsplan (NVP) für den Rheingau-Taunus-Kreis und die Landeshauptstadt Wiesbaden ist die strategische Grundlage für die Weiterentwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs in der Region. Ziel ist es, den ÖPNV moderner, effizienter und bürgernäher zu gestalten. Der NVP wurde in den vergangenen zwei Jahren in enger Abstimmung zwischen dem Rheingau-Taunus-Kreis, der Landeshauptstadt Wiesbaden, der RTV GmbH, den 17 Kommunen im RTK und mit den weiteren Trägern öffentlicher Belange erarbeitet und abgestimmt. Grundlage waren umfangreiche Datenanalysen, eine mikroskopische Mobilitätssimulation sowie zahlreiche Beteiligungsformate mit Kommunen, Verbänden und Bürgerinnen und Bürgern.

Ziele des neuen Netzes sind:

  • Erhalt der bestehenden Stärken (z.B. Verbindungen nach Wiesbaden und ins Umland)
  • Schnellere und direktere Verbindungen mit attraktiveren Fahrzeiten
  • Bessere Erschließung des ländlichen Raums
  • Stärkere Verzahnung von Linienverkehr und Bedarfsverkehren
  • Digitale Buchungs- und Informationssysteme für mehr Komfort
  • Mehr Qualität - mehr Verlässlichkeit - mehr Klimaschutz

Balance zwischen Zukunftsfähigkeit und Kosteneffizienz muss erreicht werden

„Ich bin sehr froh, dass der vorgelegte Nahverkehrsplan von den Abgeordneten des Kreistags so verabschiedet wurde, weil er als Ziel eine verbesserte Anbindung an Bahn- und Busknoten, moderne digitale Angebote und eine Qualitätssteigerung im täglichen Betrieb ausweist“, erklärt Landrat und Verkehrsdezernent Sandro Zehner. „Dass der Nahverkehrsplan dabei neben dem sogenannten ‚Zielnetz‘ aber auch verschiedene mögliche Abstufungen aufweist, die der Entwicklung der Kreisfinanzen Rechnung tragen, zeigt, dass hier klug geplant wurde. Denn allein die Aufrechterhaltung des bisherigen Angebots wird durch Tarifsteigerungen, Energiepreise und jährliche Mehrkosten von bis zu 800.000 Euro verursachen. Das heißt, es kommen sehr starke Kostensteigerungen auf uns zu, ohne dass wir einen Kilometer mehr oder häufiger gefahren sind. Darauf habe ich im Kreistag im Rahmen der Haushaltseinbringung auch nochmal hingewiesen – denn die Herausforderungen sind groß und die Rahmenbedingungen nicht einfach.“

Arno Brandscheid, Geschäftsführer der Rheingau-Taunus-Verkehrsgesellschaft, ergänzt: „Der nun beschlossene Nahverkehrsplan für den Rheingau-Taunus-Kreis markiert den Übergang zu einer datenbasierten, zukunftsorientierten und flexiblen ÖPNV-Struktur. Er verbindet klassische Linienverkehre mit digitalen On-Demand Angeboten, berücksichtigt regionale Schnittstellen und kann in drei unterschiedlichen Varianten ausgeführt werden. Klar ist in allen Szenarien, dass die Bedeutung von Bedarfsverkehren im Rheingau-Taunus-Kreis bis 2030 deutlich steigen wird. In Teilen des ländlichen Raums des Kreisgebietes werden Bedarfsverkehre auch einen Anteil der heutigen Linienverkehre übernehmen. Kleinbusse sind nicht nur flexibler, sie helfen auch beim Thema Fachkräftemangel, weil sie mit Autoführerschein plus Personenbeförderungsschein bedient werden dürfen. Die Kleinbusse können auch viel einfacher elektrifiziert werden, weil sie größere Reichweiten bieten, statt Gelenkbusse mit Elektro-Antrieb – das hilft uns auch bei der Umsetzung der europäischen Clean Vehicles Directive.“

Pendlerströme über Kreisgrenzen hinweg und Bus-Schülerverkehre im Blick

Der Nahverkehrsplan verfolgt einen klaren regionalen Ansatz. Das bedeutet, dass auch Pendlerströme über Kreisgrenzen hinweg sowie wichtige regionale Knotenpunkte wie Wiesbaden, Idstein, Limburg oder Rüdesheim systematisch mitgedacht werden. Die Planer unterscheiden zwischen dem Basisnetz zur Sicherung der Daseinsvorsorge und dem Zielnetz, das mit zusätzlichen Ausbaumaßnahmen und flexiblen Bedienformen auf Wachstum und Zukunft ausgerichtet ist.

Wichtig: Dabei gelten die Bus-Schülerverkehre als gesetzlich dem Landkreis obliegende Aufgabe als grundsätzlich gesetzt und werden demnach unabhängig von den jeweiligen strategischen Zielen sichergestellt.

Das Planungsteam entwickelte das neue Netz nach der sogenannten „Weißes-Blatt-Methode“ - also ohne die Beschränkung durch bestehende Strukturen. Dadurch konnte das Liniennetz völlig neu gedacht und konsequent an heutigen und zukünftigen Mobilitätsbedürfnissen ausgerichtet werden.
Das Schienennetz, einschließlich der möglichen Reaktivierung der Aartalbahn auf der Strecke Wiesbaden - Bad Schwalbach, bildet dabei die feste Grundlage des künftigen Gesamtsystems. Das Konzept berücksichtigt auch die großen Zukunftsaufgaben: Klimaschutz, Digitalisierung und demografischer Wandel.

Beschluss des Kreistags sichert RTV Steigerung der Gesellschafterumlage zu

Der Beschluss des Kreistags bezieht sich auf das sogenannte Zielnetz, das eine Steigerung der bisherigen Angebote um 16 Prozent vorsieht. Die Entscheidung ob und wann die im Nahverkehrsplan enthaltenen Alternativen (Basis-oder Reduktionszenario) umgesetzt werden müssen, trifft der Kreistag nach Beratung durch die zuständigen Fachausschüsse. Um die Planungen der RTV GmbH zu unterstützen und das Zielnetz zu ermöglichen, sichert der Kreistag bis mindestens 2030 eine jährliche Steigerung der Gesellschafterumlage in Höhe von mindestens 1,5 Prozent zu (2025= 15,7 Millionen Euro / 2026 = 15,94 Millionen Euro). In der Gesellschaftsumlage für das Jahr 2025 sind rund 8,4 Millionen Euro für die Schülerbeförderung sowie rund 7,4 Millionen Euro für die Durchführung des sogenannten Jedermann-Verkehrs im ÖPNV enthalten.